ausstellung

Dianas Literatur- und Kunstsalon, Berlin, 2018 und 2019

Flagge zeigen. Von Thomas Schubert

Ein sich rapide beschleunigender Klimawandel, im Zuge dessen immer wärmeres, saureres und sauerstoffärmeres Wasser, sowie eine Überfischung der Meere belasten das sensible Ökosystem Ozean schwer. Eine weitere immense Bedrohung unseres „blauen Planeten“ ist die rasant wachsende Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll, der das Leben überall im und vielerorts am Meer massiv bedroht.

Wie geht ein „seetüchtiger Seesüchtiger“ wie der Berliner Künstler Raimund Spierling mit diesem Problem um? Einer, der das Meer in all seiner Weite und Tiefe liebt und ihm als Segler eng verbunden ist? Einer, der die ozeanische Schönheit ebenso wie die im innewohnende Urgewalt schätzt, deren Strömungen, Stürme und Flauten sowie das ewige Rauschen der Gezeiten ihn physisch wie seelisch bewegen?

Raimund Spierling packt angesichts dieser immensen Plastikflut eine sich Gestalt brechende Plastikwut und er macht aus dem Übel Kunststoff einen mahnenden „Kunst-Stoff“. In seiner Serie „PVC.Seestücke überführt er die destruktiven Kräfte von Plastik in eine konstruktive künstlerische Ausdrucksform, die zur signalhaften Mahnung wird. Spierling zeigt buchstäblich „Flagge“ zu diesem menschheitsrelevanten Thema, indem er derkonkreten Gefahr eine plakative abstrakte und symbolstarke kreative Gestaltung entgegensetzt, die Warnzeichen setzt. Dafür kombiniert bzw. komponiert er Bilder, die sich in Form von zwei ideal miteinander korrespondieren „maritimen Texturen“ finden und zu einer bildsprachlichen Einheit verknüpfen.

Die Sprache der Seekarten und die Sprache des Flaggenalphabets vereinigt Spierling mit den Mitteln der Malerei zur Sprache Protestes und umweltverantwortungsbewusster Aufklärung. Die Seekarten als nautische Medien verorten dabei die durch Plastik bedrohten Problemzonen, das Flaggenalphabet benennt in kürzelhafter Form die Problemverursacher von PET über PU bis PVC. Spierling lässt auf diese Weise dass Meer selbst sprechen.

In seinen tatsächlich „plastisch“ wirkenden Werken entschlüsselt Raimund Spierling so die speziellen, nur Eingeweihten verständlichen Codes und wandelt sie zu bildlich relevanten Botschaften, die Öffentlichkeit nicht nur suchen, sondern sie nahezu fordern –  als gesellschaftliche Intervention gegen den„Wahnsinn“ unserer Lebensweisen, der den Sinn unserer Lebensentwürfe und vor allem denen der Nachgeborenen auf unfassbare Weise konterkariert. Insofern ist „PVC.Seestücke“ ein künstlerisches Statement, das sich auflehnt gegen ein existenzielles und dringend zu lösendes Problem, das wir Menschen uns fortlaufend selbst schaffen, weil wir uns durch Maßlosigkeit und Achtlosigkeitgegenüber der Natur Stück für Stück unsere Lebensgrundlage und Zukunft entziehen.


Seestück, S, Detail